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Die Idee
Es war einmal... ein Auftritt in einer kleinen Gaststätte in
Gnannenweiler im Jahr 1999. Das Nebenzimmer, in dem die Hochzeit stattfand, war
eigentlich zu klein für Gesellschaft, Tanzfläche UND Band. So mussten wir uns
auf wenige Quadratmeter zusammenpferchen. Irgendeiner sagte: "Da können
wir ja gleich in einer Telefonzelle spielen". Ein anderer: "Wäre
eine tolle Wette für Wetten dass.". Die letztere Äußerung hat sich
dann im Hirn unseres Lightjockeys und Roadie Harald Wachter festgesetzt. Ohne
unser Wissen hat er dann zusammen mit seinem Geschäftspartner Hubert Hepp -
zusammen betreiben sie den Veranstaltungsservice "la
fête" - die Wette zu Papier gebracht und an das ZDF geschickt.
Optimistisch, wie die beiden nun mal sind, haben sie sich gleich eine
ausrangierte Telefonzelle in Ulm bei der Telekom besorgt und zu uns in die Halle
gestellt. Da stand sie nun. Bis zu dem Tag an dem Harry bekannt gab, dass das
ZDF angebissen hatte und sich die Sache einmal ansehen wollte. Sogleich wurde
der Ernstfall geprobt. Nur mit ein paar Grundideen bewaffnet machten wir uns ans
Werk, allen voran unser Tüftelgenie Helge, der auch die Hauptlast der
Verantwortung zu tragen hatte. Nach einigem Probieren und Testen fanden wir
schließlich die Idealformation. Jetzt fehlte nur noch der passende Titel. Die
Vorgaben waren klar: Es musste von Nicki gesungen werden und die
Instrumentierung möglichst gering gehalten sein. Es sollte ein bekanntes Lied
sein, das Partycharakter hat. Die Ideallösung fanden wir mit "I will
survive" von Gloria Gaynor.
Am Tag X, an dem uns Frau Weber von der Redaktion besuchte, waren wir fit. Fast
schon routiniert stürmten wir die gelbe Zelle und gaben ein "I will
survive" zum Besten, das sich gewaschen hatte. Frau Weber konnte sich das
Lachen nicht mehr verkneifen, als wir mit unserem Kosakenchor das Ende des
Liedes einläuteten. Die Zeit war nebensächlich. Wichtig war, dass wir Frau
Weber überzeugt hatten. Sie verwies auf die Redaktionssitzung Anfang September,
bei der die Entscheidung fallen sollte.
Am 4. September hatten wir die Gewissheit: Wir waren in der Show am 14.10.2000
live von der EXPO Hannover.
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Die Show
Am 14.10.2000, 20.15 Uhr saß halb
Deutschland vor dem Fernseher um nach mehrmonatiger Pause endlich wieder seine
Lieblingsshow "Wetten dass...?" zu sehen. Thomas Gottschalk hatte
eingeladen und die Stars rannten ihm wie immer die Bude ein: Die Sportler Heike
Drechsler, Isabell Werth und Nils Schumann, Komiker Michael Mittermeier, die
Modells Heidi Klum und Marcus Schenkenberg, Mario Adorf und Bundestrainer Rudi Völler
waren Wettpaten. PUR, Lara Fabian, Rednex, N*Sync und Lionel Richie bildeten das
Showprogramm. Special Guests waren Boris Becker, Christian Wunderlich und
Roberto Blanco.
Erste Wette waren 10 Turner aus Kempten, die einen Balanceakt auf einem
wippenden Barren vollführen wollten, was den sympathischen Jungs leider nicht
gelang. Zweite Wette war der 7-jährige Benedict Bier, der sämtliche Pokemons
mit allen Eigenschaften auswendig wusste. Die dritte und Außenwette war der
Versuch aus 110m einen Pfeil mit dem Bogen abzufeuern und auf dem Weg zum Ziel
10 Luftballons zu treffen, was in zwei Anläufen misslang. Die Vierte Wette
befasste sich mit dem Identifizieren angekauter Kaugummis an Schuhsohlen, was
sehr knapp gelang.
Unsere Wette war die letzte Wette des
Abends. Da Thommy wieder mal kräftig überzogen hatte, musste bei uns alles
sehr rasch gehen. Thommy stellte die Wette und uns kurz vor und bat unseren
Wettpaten, Rudi Völler, um dessen Tipp. Rudi hatte sich vorher schlau gemacht
und setzte natürlich auf uns.
Dann ging's los. "Topp die Wette gilt!" sagte Thommy und wir
machten uns in aller gebotenen Eile ans Werk. Jeder Handgriff saß, bis Thommy
nach 1 Minute sagte: "Da hängt ein Stecker raus, das hat mich aber
nicht zu interessieren." Uwe schaute auf den Boden, entdeckte einen
Netzstecker (wofür auch immer) und antwortete "der kommt scho'
weg". Helge erfasste die Panik, als er bemerkte, dass sein Keyboard
nicht ging (weil der Netzstecker nicht eingesteckt war), konnte das Problem
allerdings leicht lösen
(indem er den Netzstecker in die Steckdose steckte). Nach 1:40 war Uwe als
letzter in die Zelle eingestiegen und schon begannen Nicki und Helge mit dem
Intro "At first I was afraid, I was petrified...". Niemand kann
sich die Erleichterung vorstellen, als wir feststellten, dass alles klappte und
wir die Vorgabezeit unterboten hatten. Applaus brandete auf und das Publikum im
Saal begleitete uns mit rhythmischem Klatschen. Zwar ging unser Chorgesang im
Jubel unter, aber wir hatten einen vollen Erfolg gelandet. Begeistert gefeiert
verließen wir die Zelle, noch nicht ahnend, dass das eben ein Auftritt vor 12,5
Mio. deutschen Fernsehzuschauern war. Thommy entließ uns von der Bühne, sagte
Lionel Ritchie an und wir formierten uns schon wieder für die TED-Abstimmung
zum Wettkönig. Nachdem mehrere hundert Schröders dafür sorgten, dass die
Saalwette an Thommy ging, wurde das Abstimmungsergebnis bekanntgegeben.
Eindeutiger Publikumsliebling war natürlich Benedict mit seinen Pokemons. Wir
wurden Zweiter, und auf Platz 3 landeten die Turner. Danach gab's noch Fotos mit
den Stars und eine After-Show-Party, wo wir unseren Erfolg angemessen mit Sekt
begießen konnten.
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Das Drumherum
Es gibt so viel zu erzählen. Wo fangen wir an? Am Besten am
Donnerstag morgen um 5.00 Uhr. Da fuhren wir nämlich los mit zwei Kleinbussen
in loser Formation. Das heißt, Matze, Marde und Nicki mit Anhang im
Vorauskommando, Harry, Hubert, Uwe und Helge mit Anhang in der Nachhut. Matze
war schon eine halbe Stunde voraus, als Harry kurz nach Feuchtwangen mit seinem
Bus über eine Holzpalette, die auf der linken Spur lag, fuhr und so einen
Plattfuß bekam (der Bus, nicht Harry). Dabei waren wir nicht alleine, denn kurz
vor und nach uns schieden insgesamt fünf Autos wegen derselben Ursache aus.
Nachdem wir den Reifen gewechselt hatten, ging's nach einer knappen Stunde
wieder weiter.
In Hannover angekommen schauten wir uns erst einmal ein bisschen auf der EXPO
um. Nachmittags gab's dann die erste Probe, den "Kurzdurchlauf, der
immerhin 4 Stunden dauerte. Harry und Hubert übernahmen sogleich die
organisatorische Delegationsleitung und hielten uns allen Stress - soweit es
ging - fern. Für Belustigung sorgten die Hemden, die sich die Kostümbildnerin
für uns ausgedacht hatte. Erstens passten sie nicht und zweitens sind Geschmäcker
verschieden ;-)
Wir hatten erste Gelegenheit, die anderen Wettkandidaten kennen zu lernen und
machten uns mit den Gegebenheiten vertraut. Der erste Schock bestand darin, dass
die Telekom auf einer neuen, magenta-grauen Zelle bestanden hatte und die doch
ziemlich von ihrem Vorgängermodell abwich. Zusammen mit einem Techniker der
Telekom brachten wir die dringend benötigten Telefonbücher an. Nicht, weil wir
nach Nummern suchen mussten, sondern weil wir an dieser Stelle eine feste Ablage
gewöhnt waren. Auch an unserem Aufbau mussten wir kleine Änderungen vornehmen,
bis wir endlich spielen konnten.
Am Freitag morgen machten wir (Harry, Hubert, Matze mit seiner Frau Sandra, Uwe
mit seiner Frau Susanne) zunächst die EXPO unsicher. Das ganze verlief aufgrund
der Mehrtageseintrittskarten, die wir vom ZDF bekommen hatten, sehr billig und
aufgrund der "Wetten dass"-Ausweise sehr schnell. Denn Hubert als
erfahrener Delegationsleiter mit Sternzeichen Schlitzohr schleuste uns bei den
beliebten Pavillons an 1-2 Stunden Warteschlangen vorbei durch den VIP-Eingang
hinein.
Am Nachmittag dann die erste Probe mit Thomas Gottschalk. Thommy war gut
aufgelegt und echt witzig. Außerdem war er von unserer Wette begeistert,
insbesondere Nicki schien ihm zu gefallen.
Beim Abendessen in der ZDF-Kantine fiel Uwe ein, dass seine Gitarre grausam
verstimmt war. Leider hatte er kein Stimmgerät dabei und in der Halle war es
allgemein zu laut, um eine E-Gitarre nach Gehör zu stimmen. Auch die
ZDF-Techniker konnten kein Stimmgerät organisieren. Da aber nahte die Rettung
in Form von Rudi
Buttas, dem Gitarrero von PUR. Uwe passte
ihn an der Toilette ab, schilderte sein Leid und traf auf offene Ohren. Rudi
nahm Uwe mit in die PUR-Garderobe, zerrte aus seinem Koffer zwischen Unterhosen
und Hemden ein Stimmgerät hervor und überließ es dem Cammels-Gitarristen, der
seine Telecaster an Ort und Stelle durchstimmte, sich bedankte und mit einem völlig
neuen Eindruck von PUR wieder abzog.
Am Abend fand dann die Generalprobe statt. Dazu wurden wir von der Maske
geschminkt (ganz besonders Nicki, was aber nur Uwe auffiel) und von der Kostümbildnerin
eingekleidet. Uwe hatte mittlerweile ein neues Hemd zugewiesen bekommen, das
nicht wie ein Sack an ihm hing. Alles klappte wie geschmiert.
Danach machten wir noch die Hotelbar des Holiday Inn unsicher, wo wir nach
ausreichend Konsum von Hannoveraner Bier unter den Augen und Ohren von
ZDF-Leuten und anderen Wettkandidaten noch ein paar Songs a capella zum Besten
gaben.
Erster Programmpunkt am Samstag war der Kandidatentreff im Congress-Zentrum
Hannover. Hier trafen wir noch einmal mit Thomas Gottschalk, Viktor Worms, Oli
Dietrich und den anderen Wichtigen von Wetten dass zusammen. Die Wetten wurden
noch einmal durchgesprochen, unsere Vorgabezeit von 2:30 Minuten auf 2:00
Minuten herabgesetzt (weil wir bei den Proben immer unter 2:00 waren), und wir
konnten noch ein Gruppenbild mit Thommy machen. Danach wurden Nicki, Helge und
Uwe von der guten Kostümbildnerin, Frau Eder, in die City von Hannover gezerrt,
denn die Jungs brauchten unbedingt noch graue Hosen, statt der mitgebrachten
schwarzen und Nicki sollte komplett neu eingekleidet werden. Auf der Fahrt in
die Shopping-Meile erkannte Frau Eder, dass sie eigentlich überhaupt keine Zeit
hatte und beschloss, Helge und Uwe alleine nach Hosen suchen zu lassen, während
sie sich mit Nicki auf den Weg machte. Die Jungs standen also allein und
verlassen in der großen, fremden Stadt und sollten sich Hosen kaufen, was damit
endete, dass Peek & Cloppenburg einen Umsatz von 750,- DM verbuchen konnte,
Frau Eder einen Ohnmachtsanfall erlitt, Helge stocksauer war und Uwe schadenfroh
grinste.
Am Abend wurde es dann ernst. Die Aufregung, insbesondere der Männer stieg minütlich,
was sich mit einer hohen Toilettenfrequenz äußerte. Nicki blieb eher gelassen.
Hinter der Bühne trafen wir alle Stars, was für uns aber kein Grund war,
irgendwelche überflüssigen Konversationen mit VIPs zu führen.
Dann schließlich war es so weit. Ein letztes Mal Puder auf die Nase und ab vor
das Millionenpublikum...
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Um es vorweg zu nehmen: Einen Plattenvertrag hat uns (noch)
keiner angeboten. Was aber nach der Sendung kam, waren einige Anfragen von
Veranstaltern und Veranstaltungsagenturen. Und natürlich Interviews in allen
Lokalblättern. Auch zwei Radiointerviews hatten wir. Zuhause wurden wir von
allen Bekannten und Verwandten angesprochen, auf die Schulter geklopft und
gelobt.
Ansonsten geht unser Leben wieder normal weiter. An unserer Einstellung zur
Musik und unserer Bandphilosophie hat sich auch nichts geändert. Wir sind nach
wie vor Eure Cammels.